Gespräche über Kunst und die Welt - im Podcast der Kunststiftung
Neuwerk, der Podcast der Kunststiftung.
Herzlich willkommen im Neuwerk in Halle zu Neuwerk, dem Podcast der Kunststiftung.
Wir sitzen hier in unserem gemütlichen Podcaststudio unterm Dach und haben es ganz kuschelig warm und haben es schön. Und wir, das sind einmal die Künstlerin Katharina Gahlert. Herzlich willkommen, hallo Katharina. Und das bin ich, Ursula Kollritsch, Redakteurin und Moderatorin dieser Folge.
Ich freue mich sehr, dass wir heute hier sind, dass wir diesen Kunst-Podcast zusammen machen können und mal reden können über das Leben mit der Kunst, von der Kunst, um die Kunst herum und über Dein Kunst machen und schaffen. Schön, dass Du da bist.
Und Dein Jahr 2025 ist ja ein ganz internationales. Du hast Kunst an ganz vielen Orten gemacht. Ich stelle Dich mal kurz vor, ursprünglich bist Du geboren in Annaberg-Buchholz 1986. 1986, darf man dazu sagen, ist ja ein Kunst-Podcast, müsst ihr jetzt selber ausrechnen. Du hast studiert Kunstpädagogik an der Uni in Leipzig und Malerei und Textile Künste hier in Halle an der Burg Giebichenstein. Du bist Malerin und Textilkünstlerin und Du lebst und arbeitest in Halle. Habe ich was ganz Wichtiges vergessen für Deine Kunst, Vita?
Ich habe, vielleicht kann man das ergänzen, ich habe ein Gastjahr in der Klasse Bildhauerei Schmuck bei Professor Hans Stofer auch verbracht. Und ich glaube, das war doch auch sehr prägend und hat mich doch auch sehr mitgeformt und beeinflusst. Genau, ja.
Wie, das erzählst Du uns vielleicht auch noch? Ich habe ja schon gesagt, Dein Jahr war ein sehr internationales. Generell spielen auch Landschaften und Orte und die Verbindungen zu Menschen eine große Rolle in Deiner Kunst und kehren in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder. Und dieses Jahr war das besonders so. Du hattest nämlich ein Arbeitsstipendium von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt zusammen mit dem Programm Artists in Residence an der Pond Farm. Wo das genau ist, was Du da gemacht hast und wo Du noch warst, erzähle uns doch mal davon. Ich lehne mich jetzt zurück. Wo warst Du da?
Genau, ich war auf der Pond Farm und die liegt mitten in dem Redwood State Park in Kalifornien. Das ist ein wunderschöner, also State Park oder Nationalpark ist das geläufigere Wort vielleicht. Also es ist eine große, weite Wildnis tatsächlich, ist sehr bergig. Im Tal sind die berühmten Redwoods, das sind die Mammutbäume, die sind gigantisch, riesig. Also man kriegt das Gefühl von Kathedralen. Das wird auch häufig, also das hat man ganz von alleine, aber das steht dann auch so in Texten, wenn man anfängt zu lesen. Die Pond Farm liegt aber quasi, da muss man erst mal zwei Kilometer so kleine Serpentinen nach oben fahren und dann an so einem kleinen Weg sozusagen, nicht auf dem Gipfel, sondern am Hang liegt diese Pond Farm. Und das war das Exil oder der Hafen vielleicht von Margarete Friedländer. In Amerika ist sie eher unter Margarete Wildenhain bekannt tatsächlich. Also das ist ein kleiner Unterschied, das musste ich auch erst lernen, aber weil sie war ja dann verheiratet mit Franz Wildenhain, den sie hier in Halle kennengelernt hatte. Und hier in Halle kennen wir sie eher als Margarete Friedländer, weil sie hier ihre jüngeren Jahre verbracht hat. Sie war ja in der Keramikklasse Lehrende und selbst am Bauhaus ausgebildet und musste dann die Flucht ergreifen vor den Nazis, sie war Jüdin und ist dann erst zusammen mit ihrem Mann in die Niederlande gegangen, hat dann eine neue Keramikwerkstatt aufgebaut, ihr ganzes Leben neu erschaffen sozusagen, um dann erneut flüchten zu müssen. Mit einem Schiff ist sie nach New York gefahren, wo ein Bruder von ihr schon lebte und dann aber weiter durchs ganze Land gereist bis nach Kalifornien. Sie wurde dorthin eingeladen von einem Ehepaar, die die Vision hatten, jüdischen KünstlerInnen aus Europa eine neue Heimat zu geben. Die sind schon beiden, die Hearst, die sind schon vorher durch Europa gereist und haben sozusagen Ausschau gehalten nach Leuten und Margarete hat das …
Um die da rauszuholen.
Um die da rauszuholen, um das Angebot zu schaffen. Und sie hatte, wenn ich es richtig verstanden habe, das wohl erst abgelehnt, noch in den Niederlanden, hat gesagt, tolle Idee, aber danke, ich habe es hier so gut. Und dann ist sie aber dahin und dann wurde dort auf dieser Farm so eine Art Künstlerkommune zuerst tatsächlich errichtet. Es sollte ein vom Bauhaus inspirierter Ort sein, der quasi ganz viele verschiedene Gewerke, also Metall und Glas und Weberei und Keramik quasi lehrt und das Leben quasi ganz stark vereint. Da kamen natürlich viele starke Persönlichkeiten zusammen und ein paar Jahren ging das gut, aber nach und nach gab es Differenzen. Ja, Margarete Friedländer blieb dann da und hat am Ende 40 Jahre dort verbracht, gelebt, zurückgezogen. Genau, und jetzt mit der eigenen Erfahrung da gewesen zu sein, einen Monat in der wirklich abgelegenen Farm, also aus Holzhüttchen, Bungalows sozusagen.
Schreib uns doch mal, wir müssen uns die Farm vorstellen.
Ja, also es ist ein schönes, also ein umzäuntes Gelände. Die Zäune sind nicht dicht, aber es hat sozusagen diese symbolische Umgrenzung. Es ist ein großes Grundstück und es ist bewachsen mit Agaven und Feigenbäumen und Eichen, die dort auch eine große, also in der Gegend eine ganz präsente Baumart sind tatsächlich. Da stehen drei Gebäude, also zum einen diese Keramikscheune, die das Zentrum und das Herzstück dieses Geländes ist, wo Margarete dann quasi über 40 Jahre lang Kurse gegeben hat, im Sommer immer neun Wochen lang und damit auch sehr bekannt geworden ist und eigentlich eine ganze Bewegung der Pottery Craft Bewegung in Amerika gestartet hat sozusagen. Und die steht da auch noch, so im Originalzustand. Und dann gibt es Margaretes winzig kleines Gartenhäuschen und einen ehemaligen Schafstall, auch so eine Art Bungalow. Und der ist jetzt eben die Stipendiatinnen-Residenz. Man ist sehr nah draußen sozusagen, alles Fenster nach allen Seiten, eingeschossig. Und die Eichen, die poltern eben jede Nacht auf dieses Holzdach.
Und sind die auch so alt?
Die sind nicht so alt, nein, nein, die sind nicht so alt. Oder die sind groß gewachsen. Ich glaube, damals war das noch offener, das Gelände. Also inzwischen ist es halt mit Bäumen beschattet. Ich glaube, wenn man die alten Fotos sieht, dann sieht man, dass es da noch offener war. Es ist ja sehr trocken. Aber einsam war es immer. Und wenn ich mir noch vorstelle, dass die in den 40er Jahren wahrscheinlich noch kein eigenes Auto hatten und auch noch kein Internet, dann ist das nochmal eine ganz andere Dimension, weil schon für mich war das wirklich eine einzigartige Erfahrung. Die nächsten Menschen, von denen ich wusste, die waren nur tagsüber, zwischen 9 und 18 Uhr, unten in ihrem Ranger-Büro, um den Nationalpark-Gäste da in Empfang zu nehmen. Die sind aber dann nach Hause gegangen und ich wusste tatsächlich nicht, wo der nächste Mensch lebt.
Und du warst dann alleine auch in dem Wald?
Und ich war dann auch alleine in dem Wald und es ist ein sehr lebendiger Wald. Man hört es. Also wer sich darauf bewerben will für dieses Stipendium, ist, glaube ich, gerade nicht ausgeschrieben, aber immer mal wieder zusammen mit diesem Programm Artists in Residence.
Richtig.
Also der sollte schon es alleine in einem Wald aushalten und Einsamkeit abhaben können.
Genau, genau.
Also das hatte ich auch gar nicht so, ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Also ich bin gerne allein und doch war es auch eine Herausforderung tatsächlich. Man kommt schon in Kontakt mit Schichten und Ebenen des Inneren, zu denen man lange keinen Kontakt mehr hatte tatsächlich.
Und du warst dann da auch alleine? Also es gibt da jetzt keinen Mitarbeiter, der auch mit dir da war auf der Pondfarm? Du konntest da schalten und walten oder auch nicht, wie du möchtest?
Genau. Es gab immer mal wieder an den Wochenenden Führungen für Gruppen, das wurde mir dann auch Bescheid gesagt. Und ich hatte, natürlich hatte ich so Telefonnummer, ich konnte jeder, hätte im Notfall immer jemanden anrufen können. Aber trotzdem habe ich nicht gemacht. Es gab keinen Notfall, was schön ist. Aber diese Zurückgezogenheit, die ist natürlich auch sehr, sehr wertvoll. Also es ist ja eigentlich genau das, was man sich ganz oft wünscht als Künstlerin und in meinem Fall halt auch Mutter beispielsweise.
Ich kenne das. Wie oft träumt man davon?
Und da war es aber am Anfang erst mal fast mehr, als ich gehofft hatte von der großen, schönen Zeit, die man ganz alleine jetzt gestalten und füllen darf. Aber nach und nach bin ich da gut reingekommen und habe das sehr, sehr zu schätzen gewusst.
Man träumt davon und dann ist es aber eine Herausforderung, wenn man auf einmal da steht, weil man ja immer für diese anderen Menschen, wenn man zum Beispiel Familie hat, mitdenkt.
Genau.
Und dann, wie wäre das für die, wo geht man hin und so. Und allein die Tatsache, dann nur mal für sich selbst zu denken, ist wirklich schon echt eine große Aufgabe.
Richtig. Und in dem Fall ja auch wirklich ohne Kommunikation, ohne Termin, ohne Verabredung.
Ohne abends dann mit jemand essen zu gehen und zu sagen, heute war es so und so spannend.
Genau. Ich konnte die Struktur komplett neu legen.
Wie lange warst du da?
Ein Monat.
Ja.
Und das klingt jetzt gar nicht so viel, aber die Zeit ist ein ganz interessanter, dehnbarer Begriff. Der verhält sich ja nicht immer gleich sozusagen. Und das fand ich auch ganz spannend, wie die Zeit sich da teilweise dehnt oder zusammenstaucht und die Wahrnehmung in diesem sehr, sehr naturnahen, wilden Umraum, ja, was auch Zeit und diese ganzen Einflüsse angeht, das war ganz intensiv und ganz spannend, fand ich.
Und wie war das für dich? Hast du am Anfang gedacht, oh Gott, das wird nie zu Ende gehen? Und am Ende hast du eher gehofft, du hättest noch ein bisschen mehr?
Ja, natürlich. Also nee, ich hatte vielleicht nicht gedacht, oh Gott, das wird nie zu Ende gehen, das vielleicht nicht. Aber so ganz, was mache ich denn hier? Also wenn man keinen Resonanzraum, also im Sinne von Menschen, Feedback, guckt mal jemand mit und vielleicht auch nur so beiläufig, diese soziale Kontrolle, ne, man steht auf, man geht arbeiten und also man macht was sozusagen, das war null vorhanden. Und dann dieses, was mache ich denn hier eigentlich? Also ich muss gar nichts. Dieses Überangebot an Freiheit, das klug zu nutzen sozusagen, das war am Anfang die Arbeit. Und dann natürlich wurde es, ja, wie gesagt, habe ich, denke ich, hoffe ich, dass ich mir das gut zu eigen machen konnte und am Ende hätte ich auch natürlich noch gut länger dort sein können, ja.
Ja, den Raum und die Zeit zu füllen, das ist die Kunst hinter der Kunst sozusagen, ja. Und hast du, bist du mit bestimmten Vorstellungen dahin gegangen, was du für ein Projekt da machen möchtest? Oder hast du gedacht, ich lasse es jetzt mal auf mich wirken und ist dann doch was ganz anderes daraus entstanden? Wie war so der Prozess für dich?
Ich hatte mir tatsächlich ein ganz offenes Vorhaben überlegt.
Man bewirbt sich ja auch damit. Man bewirbt sich damit und man sagt, was möchte man da machen.
Richtig, richtig. Und man muss auch was schreiben. Und ich war sehr, ich hatte mich schon länger so ein bisschen mit der Bauhaus im Sinne einer Schule, also den pädagogischen Grundsätzen so auseinandergesetzt. Und das hat mich inspiriert und ich, die Beschreibung dieser Farm, das lag mir ja vor. Und dann konnte ich mir schon, habe ich mir sowas vorgestellt. Man ist viel draußen, es gibt Bäume so, ne. Das Wetter ist schön, Kalifornien so.
War auch so. Das Wetter war auch schön.
Meistens, ja. Und ich hatte mir was ganz Offenes vorgestellt und es hatte den Titel Driften. Ich wollte driften sozusagen und mich einlassen. Also Driften im Sinne eines sehr, also wirklich ortsspezifischen, konzentrierten Zustands, der aber sehr reagierend ist sozusagen.
Im Sinne von fließen auch?
Fließen. Im Sinne von wachsam sein und bauhäuslerisch sozusagen Material und zu erforschen, zu erkunden und wirklich zu beobachten. So, das war meine Idee.
Auch aus der Natur? Wolltest du schauen, was ist da vor Ort für ein Material?
Genau. Ich hatte, mein Vorhaben war viel draußen zu sein. Und dann hatte ich mir überlegt, Cyanotypie ist ein ganz einfaches Verfahren, mit dem man quasi fotografisch Licht und Luft und Wetter und auch ein bisschen Zufall nutzen kann und gleichzeitig durch dieses fotografische Moment der Belichtung ja so eine Art Spurensicherung vornehmen kann. Damit wollte ich Versuche machen und habe ganz verschiedene Stoffqualitäten beispielsweise mitgenommen und da viel rumprobiert. Also das war das Vorhaben.
Also Stoff wirklich im Sinne von Stoff, weil du bist ja Textilkünstlerin.
Stofftextilien, genau, genau. Ich habe dann auch, es gibt, ich meine, ich war dort in den Bergen, aber der Ozean, der Pazifik war gar nicht weit. Man musste nur 40 Minuten Auto fahren, was dort nicht weit ist. Und dann habe ich erst ganz viele Dinge zur Pondfarm geschleppt. Also man geht dann los und sammelt und man ist ja, also dieser reisende Zustand, man ist offen und nimmt ganz viel wahr und freut sich über jeden Stein und jede Muschel. Und dann habe ich das am Anfang alles eingepackt und da hingebracht und dann dort auch versucht, damit gestalterisch zu arbeiten. Und dann dachte ich, naja, irgendwie ist das aber… Und dann habe ich mir wie so ein mobiles Cyanotopie-Kit entwickelt und gepackt und das dann immer aber mitgenommen, um dann wirklich fotografisch direkt an verschiedenen Orten Dinge zu machen und die Situation quasi festzuhalten. Also um das noch mehr als fotografisches Moment zu verwenden. Und das hat mir dann viel Spaß gemacht. Damit dann wirklich auf die ganz akuten Bedingungen an verschiedenen Plätzen im Wald, auf dem Berg, am Strand, in der Stadt, da quasi Cyanotypien vor Ort zu machen. Und das hat mich dann, das hat mich dann angetrieben. Das war dann gut für mich.
Dass du auch so eine Kunst zu mitnehmen, die er erschaffen hattest.
Genau. Und sehr, sehr ortsspezifisch sein konnte. Und auch quasi der Zufall oder was heißt, oder die ganz spezifischen Bedingungen von verschiedenen Plätzen. Schon ein Kilometer macht einen ganz großen Unterschied natürlich an natürlichen Bedingungen sozusagen.
Und auch um nicht nur da, in Anführungszeichen ist ja toll, wenn man da ist, aber um nicht nur im Atelier zu arbeiten, was es da ja gibt, mit sehr historischen Wurzeln. Also man fühlt sich wahrscheinlich auch besonders, wenn man dann weiß, das war das Refugium von Margarete Friedländer. Aber auch um da mobiler zu sein und unterwegs zu sein. Bist du, wie bist du denn? Dann hattest du ein Auto oder bist du gelaufen?
Nee, ich hatte ein Auto und das war auch absolut toll und wichtig. Also ohne dieses Auto hätte ich mich schon fast lost gefühlt, glaube ich. Ich hatte so einen Radius von zwei Fahrstunden ungefähr, also wo ich mich bewegt habe. Und da habe ich dann aber auch versucht, ganz viel in alle Richtungen auch, also mein Radius so, das zu nutzen und da viel zu sehen und viel kennenzulernen und verschiedene Aspekte von dieser Gegend mitzubekommen.
Weil sich die Natur wahrscheinlich auch, wie du eben sagst, eine halbe Stunde ist schon viel, ist dann wieder eine andere Vegetation, um auch zu sehen, wo man ist. Und auch um ein paar Menschen zu sehen wahrscheinlich.
Auch ein paar Menschen zu sehen, genau. Das Dorf oder die Stadt, ich weiß gar nicht, Gönnville (?), da fährt man schon 20 Minuten hin mit dem Auto. Also alleine um sich zu versorgen sozusagen.
Der nächste Ort.
Der nächste Ort, genau. Um sich zu versorgen, ist eigentlich so ein Auto unabdingbar. Also für mich gewesen. Ich weiß nicht, wie Margarete das früher gelöst hat, ehrlich gesagt.
Wo ja alles weniger komfortabel wahrscheinlich war, ne?
Genau. Aber es war da auch noch kein State Park, das wurde erst. Und diese Pond Farm durfte bestehen bleiben, weil sie inzwischen halt auch so ein Kulturdenkmal ist in Kalifornien.
Und die haben wahrscheinlich auch viel Besuch damals gehabt, ne? Kann man sich vorstellen, dass viele Künstler da auch hingekommen sind oder da auch wieder Residenzen hatten oder über Sommer da waren. Das war bestimmt ein sehr reicher Austausch auch, ja.
Die Hütte, dieses Bungalow, in dem jetzt die Stipendiatinnen, also auch ich, gewohnt oder wohnen, die wurde wohl von ihr extra in Auftrag gegeben zum Ausbau. Das war vorher ein Schafstall, weil Gerhard Marx sich angekündigt hatte.
Ach ja, siehste.
Und die wollte ihn sehr gut unterbringen.
Siehste, das ist aber nicht das Haus, wo sie selber gewohnt hat.
Nein, sie hatte noch am anderen Ende oder an einer anderen Stelle des Grundstücks hatte sie, aber wirklich, auch wirklich wie eine Gartenlaube. Wie so eine kleine Gartenlaube eigentlich.
Und die gibt es auch noch?
Die gibt es auch noch, aber die ist nicht mehr in Betrieb. Also man kann da durchs Fenster schauen. Man kann eigentlich, ich glaube, wenn die Führungen machen, kann man sogar das auch betreten. Aber das ist, na, da wohnen, entdecken und Spinnenweben. Also das ist nicht mehr in Verwendung, so zu sagen.
Und der Kunstprozess, den du da durchlaufen hast, sind am Ende überraschende Dinge bei rausgekommen, dass du selber dachtest, ich habe eigentlich einen Fahrplan so ein bisschen, aber ich bin woanders hingedriftet, wie du gesagt hast, dieses Wort mit dem Triften.
Ja, das Driften, ja.
Wie war das mit dem Driften?
Ja, Driften und Driften.
Bist du auch abgedriftet?
Abgedriftet, natürlich bin ich auch abgedriftet und Driften ist ja auch was Unkontrolliertes sozusagen. Also da, wo ich herkomme im Erzgebirge, da driften die Jugendlichen mit dem Auto auf den Schneeflächen.
Ich wollte gerade sagen, hat auch sowas von glatt, wenn man, ja.
So Vollgas und dann Handbremse an und so extrem war es vielleicht nicht, aber dieses sich da gleiten lassen sozusagen und die Freiheit zu haben, zu reagieren auf das, was kommt. Das hat, glaube ich, gut funktioniert. Da blieb ich nah am Konzept. Und auch die Cyanotypie, das hat mich auch weitergebracht, auf jeden Fall. Das habe ich, dabei konnte ich bleiben. Das hat mich sozusagen interessiert und es blieb auch interessant über den ganzen Zeitraum.
Und das hast du auch vorher noch nicht gemacht gehabt? War das für dich neu?
Ich habe schon mal was damit gemacht, aber noch nicht so in so verschiedene Richtungen experimentiert oder, also es war jetzt noch kein fester Bestandteil sozusagen. Es sind einige kleine Formate, wo ich sagen könnte, die sind vielleicht fertig, aber im Ganzen ist es eher so, dass ich jetzt ganz viel gesammelt habe und es immer noch in meinem Sammelbeutel ist, alles sozusagen. Und ich sage, das braucht noch ein bisschen Zeit. Das war so eine intensive Erfahrung. Ich habe eigentlich immer noch das Gefühl, das ist ja jetzt noch nicht mal ein Monat her.
Du bist noch nicht lange zurück.
Genau, genau. Am 1. November war ich wieder da. Ich glaube, der Abstand ist noch nicht so da. Also es muss noch ein bisschen ruhen und dann muss es noch ein bisschen weitergehen. Es ist noch nicht abgeschlossen, dieses ganze Projekt. Der Prozess. Eigentlich der Aufenthalt in dem Sinne dann auch noch nicht. Es sortiert sich noch im Inneren und halt auch in den Arbeiten tatsächlich. Und das braucht noch Zeit, weil das wirklich tiefgreifend war sozusagen. Und so besonders, wie gesagt, in dieser Abgeschiedenheit, in dieser Zurückgeworfenheit auf mich selbst und auch diese Zeitsprünge, die da irgendwie waren. Weil Margarete Friedländer, dieses Gelände, das ist noch ganz, ganz aufgeladen, habe ich das Gefühl, mit ihr.
Ja, das kann ich mir vorstellen.
Die Werkzeuge, auch Bücher natürlich. Ich habe dann auch viel, viel über sie gelesen. Und das bringt einem an diesem Ort, ging das ganz schnell, dass man das Gefühl hat, man ist hier ganz, ganz nahe. Also die Zeit hat sich ganz unlogisch und irrational verhalten. Und es gab so Zeitsprünge. Und auch für mich persönlich war dieser Prozess, dieses nur für mich verantwortlich sein und reisend sein und auch mit so leichtem Gepäck. Und auch, ich habe wieder viel, ich habe analoge Fotos gemacht. Und das habe ich, das sind so Prozesse, die habe ich auch lange nicht gemacht. Vielleicht 20 Jahre nicht, 15 Jahre nicht. Und das heißt, ich bin auch ein bisschen so in meiner eigenen Zeit, ich kam auch nochmal mit anderen Gedanken in Kontakt, die schon lange zurücklagen oder da konnte da anknüpfen. Also das war ganz interessant, was sich da alles aufgetan hat an diesem Ort. Und das ist noch nicht abgeschlossen, habe ich das Gefühl.
Und diese Verknüpfung von deiner eigenen Geschichte und deiner eigenen Rückkehr, so ein bisschen back to the roots, so wer bin ich als Künstlerin. Und die Zeit dann da zu haben und den Raum, aber ein Raum, der eigentlich mit einer anderen Geschichte ja auch schon wieder angefüllt ist.
Absolut. Und dort so diese, zum Teil den eigenen Pfad zu finden, aber auch diese, über diese Spuren zu kommen von anderen KünstlerInnen, zum Beispiel Margarete Friedländer. Aber irgendwie bin ich auch ganz intensiv mit Ethel Adnan dort in Kontakt gekommen. Das ist auch eine Künstlerin, die bewundere ich schon lange. Also ich habe Bücher von ihr zu Hause.
Und die war auch dort, oder?
Genau. Und ich wusste, ich hatte sie in Paris verortet und ich weiß, sie kommt aus dem Libanon. Und eigentlich habe ich, dort bin ich zufällig darauf gestoßen, dass sie auch viele Jahre nördlich von San Francisco eigentlich genau in dieser Gegend gelebt und gearbeitet hat. Und das war auch eine ganz intensive, also fast als würde ich ihr begegnen, sozusagen.
Interessant, ja.
Ich habe mich ganz stark beschäftigt dann auch und das war, das war toll. Also ich hatte das Gefühl, ich bin durch Raum und Zeit so ein bisschen gereist.
Und auch natürlich durch dieses Residenzprogramm sind da ja immer wieder, wie du, auch andere KünstlerInnen und Künstler, die ja auf eine Art über diesen Ort verbunden sind, aber sich da nicht begegnen so richtig.
Ja, das stimmt. Wobei, einem bin ich begegnet tatsächlich. Der ist nämlich jetzt so ein Guide und der führt jetzt so Gruppen herum und der hat mir dann erzählt, ja, ich war auch mal hier vor ein paar Jahren, ich habe hier einen Roman geschrieben.
Ach ja.
Genau. Und das war toll und der hat mich dann tatsächlich auch eingeladen, bei ihm war ich dann auch mal zu Hause und habe dann dort auch noch weitere, das sind alles Keramik, also er war Autor und aber auch Keramikkünstler. Und ich habe da dann über diesen Pfad dann doch auch endlich, das war so nach zwei Wochen ungefähr, endlich Kontakt gehabt zu KünstlerInnen vor Ort. Und das war natürlich total bereichernd und schön auch, ja.
Das kann ich mir vorstellen. Und es gibt aber nicht so was wie ein Alumni-Treffen oder so, wo sich dann hinterher Künstler treffen könnten, die auch schon mal da waren. Das wäre auch nochmal spannend, weil jeder ja einen eigenen Zugang da einbringt, der dann, wenn man es jetzt mal so spirituell sieht, von der Energie da auch wieder gespeichert ist. Also du warst ja jetzt da und dann kommen wieder andere Leute und setzen sich da drauf. Das ist wirklich ein sehr, sehr spannender Ort, zumal wenn der sich in diesem Compound da, in diesem eingezäunten Gelände gar nicht so sehr verändert im Laufe der Zeit.
Ja, also bis jetzt gibt es sowas, glaube ich, noch nicht, aber ich kann sich ja noch entwickeln.
Toll, dass du das so erlebt hast.
Ja, toll.
Wirklich.
Ja, absolut.
Und was ist denn so dein Gefühl, was daraus werden könnte? Also siehst du eine Ausstellung oder denkst du in einzelnen Kunstwerken oder?
Ja, also ich arbeite schon gerne installativ. Ich habe schon das Ziel, die Erfahrung so umfassend wie möglich tatsächlich irgendwie in ein Ergebnis zu gießen.
Und es ist dann vielleicht nicht ein einzelnes Kunstwerk, sondern eher schon so eine Gruppe. Im besten Fall ergibt sich daraus mal eine Gesamtarbeit, die viele Aspekte von dieser Erfahrung und von diesen Gedanken, die da aufgekommen sind, vielleicht aufgreift und dann auch vielschichtig und in verschiedenen Materialitäten ist. Also ich glaube, um das abzubilden adäquat oder da auch einen guten Abschluss zu finden, bräuchte das viele verschiedene Zugänge.
Ja.
Genau. Aber ja, ich habe das Gefühl, das wird sich noch entfalten.
Also es klingt alles sehr, sehr spannend und wie du das auch so schilderst, dieses Projekt und da das Leben da auf dieser Pondfarm in Kalifornien, da sind wir sehr gespannt. Ich hoffe, dass man über die Kunststiftung auch dann mitbekommt, was daraus wird, bestimmt in der einen oder anderen Form. Und du hast auch einen Blog geführt und hast da auch sowas wie ein Tagebuch geschrieben. Das war auch eine Zeit lang dann in der Zeit auf der Seite der Kunststiftung zu lesen, ist aber jetzt archiviert, weil dann immer neue Stipendiaten dazu kommen, die dann berichten.
Genau.
Aber vielleicht wird ja daraus auch nochmal was aus diesen Texten, weil du ja die interessante Mischung hast von der Kunstpädagogik, was du ja zuerst studiert hast und dann die Malerei und die Textilkunst und Schmuck hast du ja auch noch gesagt. Auf der Pondfarm hattest du das Gefühl, dass ich Schmuck da zeigt?
Jetzt nicht so ganz direkt, aber das Jahr in der Schmuckklasse das hat mich schon sehr in meiner Art zu denken in Bezug auf so eine Körperbezogenheit wie man so die eigene da geht es ja ganz viel um Wahrnehmung und es ist ein ganz sensibles Fach quasi, wo man die Körperlichkeit und am Ende auch dahin geführt hat mich mein Interesse für Objekte. Dass ich quasi auch das Textile eigentlich von der Fläche in den Raum holen wollte und dreidimensional arbeiten wollte und angefangen hatte, ganz intuitiv so körperbezogene Objekte herzustellen. Und dann war das eigentlich eine ganz gute Ergänzung und es ist immer noch, also auch wenn ich, ich habe dort jetzt Cyanotypien und auch durch die begrenzten Mittel und dann doch ja, also ein mobiles Atelier sozusagen, sind es eher vielleicht erstmal flache oder zweidimensionale Arbeiten, aber die körperliche Ebene, die ist, sei es in der Geste oder im Prozess oder in der Wahrnehmung trotzdem, spielt es immer eine große Rolle, weil man es auch jetzt nicht, also es wird wahrscheinlich kein Schmuckstück entstehen. Und da geht es eher um so etwas Wahrnehmendes, der Einfluss.
Sehr interessant, habe ich auch noch nicht drüber nachgedacht, weil der Schmuck ist ja eine Kunst, die man auch so nah am Körper hat wie sonst keine.
Genau, genau, genau. Und die macht was mit der Haltung, also eine befreundete Schmuckkünstlerin, die hat mich ganz, also das habe ich ganz stark vor Augen, wie sie mir von sich gesagt hat, das gilt nicht für alle, aber sie sagt, sie denkt den Schmuck immer von der Trägerin, von dem Träger aus. Was macht das mit dem, der das trägt? Also es geht gar nicht darum, was das Gegenüber sehen kann, sondern das verändert sofort sozusagen die Haltung, die Energie, die man sozusagen…
Der Schmuck ist ja im Dienste des Trägers sozusagen, ja. Ja, ja, sehr interessant. Und ich habe ja eben schon gesagt, das ist so ein bisschen dein International-Jahr gewesen. Du warst nämlich davor auch schon, du bist noch gar nicht lange zurück aus Kalifornien, das macht noch was mit dir, du hast deinen Sammelbeutel noch geschnürt und lässt jetzt so langsam die ganzen Erfahrungen für dich raus. Und das ist vielleicht auch ganz gut, das jetzt im Winter zu tun, dann kann man da nochmal so drüber räsonnieren. Du warst aber auch kurz davor in Uppsala in Schweden. Was hast du da gemacht?
Da hatte ich auch das große Glück, eine Residency ausgewählt worden zu sein und das war eine ganz klar definierte Textilkunst-Residency in der Nähe auch von Uppsala, tatsächlich auch ländlich, in den Räumen der Svensker Quiltakademien heißt das, also die schwedische Quiltakademie, die dort von einer Textilkünstlerin geführt wird und die das quasi hostet. Und in Zusammenarbeit mit der Kommune oder mit den Mitteln der Kommune Uppsala sozusagen auch. Ja, und alles zusammen, also das war ein sehr, sehr reiches Jahr, also abwechslungsreich, erfahrungsreich, entfernungsreich und so was.
Viele Orte, ja.
Das war ganz anders von dem Ablauf und aber auch von dem, wie sich das angefühlt hat, diese Residency dort, weil da hatte ich ganz viel und permanenten Austausch und es war sozusagen sehr naht, also ich habe im Atelier dieser Künstlerin dort mitgearbeitet und es war eine sehr, eher so eine menschliche Begegnung und ganz intensiv und toll, super bereichernd auch.
Weniger einsam.
Das hat mich schonmal gut geöffnet. Ich war ja raus aus meinem Trott und darum geht es ja auch ganz viel, also dass Residencies so wertvoll sind, weil man da mal seine Spur verlassen kann und überhaupt mal neue
Ne andere Perspektive hat
genau räumlich und auch zeitlich, neue Wege gehen kann, neue Strukturen machen kann und von außen sehen kann. Das hat sich dann toll ergänzt, im Endeffekt würde ich sagen, weil das halt dann den Gesamtzeitraum, das war direkt nacheinander. Ich war nur eine Woche dazwischen, zu Hause sozusagen.
Zum Wäsche waschen.
Und meine Familie hat das alles mitgemacht, also großen Dank auch dahingehend. Das war an sich sehr gut. Also da kam mir diese erste Residency in Schweden, die war nur drei Wochen, nicht so kurz vor, weil ich wusste, direkt danach geht es weiter. Also ich hatte dann sehr guten, das hat sich eigentlich gut ergänzt, auch wenn ich am Anfang, als beide Zusagen kamen, erst mal einen Schreck hatte.
Das glaube ich, ja. Und weil das natürlich, wenn das eine jetzt im Frühjahr und das andere im Herbst ist, ist es nochmal eine andere Geschichte. Jetzt hast du die so knapp hintereinander, hast du auch überlegt, eins abzusagen?
Nein, das habe ich nicht. Nein, nein, nein. Weil das ist, wie gesagt, das ist super wertvoll. Und wenn man das bekommen kann, sowas, dann ist das, das trägt auch ganz lange. Also ich finde es ideal, sowas, also einmal im Jahr diese Außenperspektive zu haben. Da geht man dann wieder ganz anders zurück ins Atelier und kann dann noch ganz, ganz lange davon zehren, sozusagen.
Es ist auch interessant, ja, dass du sagst, das ist so ein Prozess und du kannst jetzt noch gar nicht so richtig sagen, wo es hinführt. Es wird was daraus entstehen und manchmal weiß man ja auch gar nicht, wann der Moment kommt, wo auf einmal, wo du merkst, ach, jetzt ist Zeit, das rauszuholen aus deinem Säckchen und zu verarbeiten.
Manchmal hilft da auch eine Deadline, die gibt es jetzt im Moment noch nicht.
Ja, genau.
Genau, genau, sonst kann das erst mal noch ein bisschen weilen.
Und was ich aber auch dich noch fragen wollte, auch zum Thema Kunststiftung, du hattest schon mal ein Arbeitsstipendium von der Kunststiftung, das war 2022, 2023, unter dem Titel Kontaktfelder.
Ja.
Was müssen wir uns denn da vorstellen? Sind die Felder auch Landschaften gewesen?
Ja, absolut. Kontaktfelder. Das war direkt nach meinem Diplom und da war ich, ich ruhe jetzt ganz kurz länger aus, also und in meinem Diplom gab es und schon Jahre davor gab es eigentlich eine ganz intensive Auseinandersetzung und überhaupt bin ich da überhaupt erst auf diese Spur gekommen, mich mit Landschaften und auch spezifischen Landschaften auseinanderzusetzen und für mein Diplom, das war natürlich eine sehr persönliche Sache, habe ich das quasi mit der Landschaft meiner Herkunft, wo ich aufgewachsen bin, gemacht, das Erzgebirge, wo ich eigentlich immer erst mal weg wollte, weil es kam mir immer eng vor.
Wie das auch so ist.
Wie das auch so ist, genau. Und dann habe ich da aber was Spannendes, also als ehemalige Bergbauregion, plötzlich kam da so ein Funke, also so ein Interesse, wie ich das und auch eine Idee, wie ich damit künstlerisch umgehen könnte und das war für mich persönlich natürlich total spannend und auch schön, da mal was mit zu machen. Das hat man ja sozusagen, es ist ja auch eine Ressource und ein Schatz, die Herkunft und das mal nicht zu ignorieren und auszublenden, sondern damit zu arbeiten, das war eine tolle Erfahrung und das hat mich sehr sensibilisiert und diese Auseinandersetzung mit dem Erzgebirge, in dem Fall halt als verwundeter Raum, also durch diese jahrhundertelange Bergbauwirtschaft, ist das, man sieht die Löcher und man weiß, dass es alles durchhöhlt und ausgehöhlt und
Die ganze Region eigentlich.
Die ganze Region, genau. Und das fand ich total interessant. Und dann habe ich das als unterirdischer Raum, also eher den nicht sichtbaren Teil des Erzgebirges untersucht, ganz konkret quasi als Untergrund und unterirdisches Reich, aber auch metaphorisch sozusagen. Und dann wollte ich daran anknüpfen und hatte das Glück, eben dieses Arbeitsstipendium zu bekommen, wollte quasi meinen Fokus jetzt auf die Gegend, in der ich ja jetzt auch schon 20 Jahre fast lebe, Mitteldeutschland sozusagen, lenken. Und wollte mich mit der Gegend hier beschäftigen, weil die auch erst auf den zweiten Blick erst so mein Interesse, also ähnlich wie das mir mit dem Erzgebirge ging, ist ja jetzt auf den ersten Blick, also für mich persönlich jedenfalls, jetzt nicht so eine starke Landschaft, die einen sofort ins Auge sticht, sondern wenn ich an die mitteldeutsche Landschaft denke.
Ja, auch so hervorsticht. Es gibt ja so Regionen, wo man genau weiß, ah ja, das sind die Alpen, das ist die Ostsee.
Das hat Charakter, das ist präsent und das ist hier nicht so, man muss ein bisschen suchen. Und dann habe ich gedacht, ja, aber was ist denn das eigentlich und was suche ich denn, wenn ich überhaupt so diese Sehnsucht nach Landschaft, nach, ne, man, es hat ja auch so ein, es ist ja was Inneres sozusagen. Und dann habe ich angefangen, auch hier zu gucken, was, was bedeutet das eigentlich und habe auch eine Bergbau-Folgelandschaft gefunden und die aber absolut durchkultiviert ist sozusagen, ne, also wenn man, gut, der Harz kommt dann auch irgendwann, aber der ist weiter weg. Also ich habe mir wirklich sozusagen hier die Umgebung angeschaut und wenn man von oben guckt, so Satellitenbilder, das ist alles ganz durchkultiviert und ökonomisiert eigentlich. Und trotzdem will man immer am Wochenende raus aus der Stadt und ins Grüne und macht das auch und dann findet man Äcker und selbst die Waldstücken, da haben wir auch eine gerade Kante. Da dachte ich, ja, was sucht man denn eigentlich, was will man denn da, dieses starke Gefühl, dieses starke Bedürfnis nach draußen, nach Landschaft, was ist denn das? Und dann habe ich sozusagen eher mit diesen Projektionen auch angefangen zu arbeiten und das ist eigentlich fast so eine Sehnsucht. Also ich für mich habe das dann so, das ist nicht allgemeingültig, ne, aber ich für mich habe dann eine Erklärung gefunden, dass ich sozusagen wie so eine Sehnsucht nach Spiritualität, nach so einem tief gespürten Erlebnis eigentlich suche, wenn ich da rausgehe.
Nach so einem Moment.
Nach so einem Moment der Verbindung mit etwas anderem, das Andere, eigentlich suche ich das Andere. Die Natur ist das, was ich nicht kenne, was ich nicht, ne, das Fremde, das Andere sozusagen. Und das ist aber, das Bedürfnis bleibt natürlich häufig unbefriedigt, wenn man in so ökonomisierten, durchkultivierten, man sieht ja überall die Spur der Menschen und dann weiß man auch, das ist gar nicht mehr so, das ist eine menschliche Spur eigentlich. Und das war ein ganz spannender Bruch oder Widerspruch, der mir da begegnet ist und dann habe ich daraus eine textile Arbeit gemacht. Am Ende war es aufgebaut wie so ein Altarbild. Ich habe mich da für eine koreanische Patchwork-Technik, Bojagi, entschieden, weil die ist ganz leicht und es ist ein Patchwork, es ist zusammengesetzt aus verschiedenen Stoffen und bildet eigentlich die Landschaft, also es ist angelehnt, die Formgebung an die Landschaft von, wie so ein Satellitenbild sozusagen. Es gibt klar abgegrenzte Bereiche, die sind in sich irgendwie ganz organisch in der Farbgebung und irgendwie habe ich das versucht zu einer neuen, wie so zu einem mystischen Raum zusammenzubauen, aber es ist natürlich, es enthält beides sozusagen. Es ist sehr schwer, über solche Sachen zu sprechen.
Nein, das klingt total spannend und ich denke noch die ganze Zeit geht mir noch nach, dieser Begriff von dir, dass du gesagt hast, eigentlich hat man ja auch seine innere Landschaft. Und vielleicht ist es ja auch der Moment, wenn du nach draußen gehst, dass man vielleicht immer versucht, die innere Landschaft mit der, die man erlebt, zu synchronisieren und abzugleichen und das ist wahrscheinlich ein ständiges Auf und Ab und ein ständiges Abgleichen und sich selber in der Welt verorten auf eine Art, sich zu finden. Was ähnliches hattest du ja auch erzählt, das sind wir wieder am Anfang bei der Pondfarm, dass du sagtest, ich kam dahin, da war schon diese Geschichte, dann hatte ich auf einmal diesen Raum, den ich sonst zu Hause nicht habe, also war ich wieder zurückgeworfen auf mein altes Ich, das früher nicht so viele Menschen um sich herum hatte und nicht so viele Momente, wo es sich immer synchronisieren musste. Und das hat schon wieder was mit dir gemacht. Also das ist wirklich interessant und zieht sich glaube ich so ein bisschen durch über diese Orte, die du uns jetzt geschildert hast und die können natürlich überall sein. Das kann auch der, bei Landschaft habe ich zum Beispiel immer vor Augen so, dass man in der Bahn sitzt und die Landschaft so vorbeizieht, so diese Äcker, da passiert ja gar nicht so viel, oft ist das, sei denn man ist jetzt wirklich spektakulär, fährt man durch die Dolomiten oder so oder durch die Alpen, aber so die normale deutsche Landschaft ist ja auch oft sehr flach oder so ein bisschen hügelig und die Farben wechseln sich so ab und es geht so schnell und auf einmal kommt ein Baum und das Wetter, das finde ich ist ja so ein Moment, wo man was auch wirklich so fast was Spirituelles irgendwie hat, dass man selber so im Zug sitzt und die Landschaft zieht so vorbei und man ist da, aber man ist ja eigentlich auch nicht da. Das ist auch so ein flüchtiger Moment in der Landschaft eigentlich. Deswegen, ich kann das, ich habe das jetzt die ganze Zeit so schon so mitgedacht und auch die Arbeiten, die ich ja von dir kenne, auch so vor Augen gehabt. Man kann bestimmt auch auf deiner Internetseite viel sehen oder wo findet man dich?
Ja, genau, auf meiner Webseite, die einfach mein Name ist und ich habe auch einen Instagram-Account, wobei da, glaube ich, da zeige ich gar nicht so viele von meinen Arbeiten, sondern eher so ein bisschen, was mir so begegnet.
Wir verlinken das auch alles in den Shownotes und dann könnt ihr da auch nachschauen und dann hat man so einen Blick nochmal für die Dinge und gerade finde ich auch bei der textilen Kunst oder wie du sagst, diese japanische Patchwork-Technik, das ist ja dann auch was ganz Besonderes, wenn man das dann mal gesehen hat und hat deine Geschichten jetzt gehört, dann findet ja auch schon wieder so ein Abgleichprozess statt in jedem einzelnen Betrachter auch, in der Betrachterin.
Ja, genau.
Das finde ich auch so ein ganz interessanter Moment und dieses mit dem japanischen, das hat mir jetzt auch nochmal, ging mir auch nochmal so im Kopf rum. Also ich finde, die haben ja auch so wahnsinnig schöne Begriffe für Dinge, für die wir keine Worte haben oder die oft auch so eine ganze Geschichte irgendwie so nach sich ziehen. Das heißt dann nicht irgendwie der Baum, sondern die Blätter, die im Herbst vom Baum fallen oder irgendwie und dafür gibt es dann ein Wort.
Richtig.
Und dann gibt es aber auch wieder ein Wort für Blätter, die im Frühling sprießen.
Ja, genau. Und das ist ja Poesie eigentlich. Also das Patchwork war koreanisch, aber ich glaube, das gilt für diese ganze...
Ach so, ich dachte japanisch.
Das hat was mit Poesie zu tun und Wahrnehmung am Ende auch sozusagen.
Ja, interessant.
Und diesen Raum in sich auch zu haben, die offene Landschaft, um Dinge sehen zu können sozusagen.
Ja, genau. Oder es hat mich auch erinnert an die, es gibt doch im japanischen diese, wie heißt das nochmal, Kintsugi oder so ähnlich, diese Porzellankunst, dass man das kaputte Porzellan mit Gold kittet.
Ja, ich weiß leider auch nicht.
So ähnlich heißt das, glaube ich. Und die können wir vielleicht auch nochmal raussuchen für die Shownotes.
Und daraus entsteht dann ja ein neues, gepflicktes, wenn man so will, ehemals kaputtes Porzellan oder eine Vase oder was auch immer.
Und die ist aber ja auf eine Art wertvoller als die unkaputte, weil da ja diese Goldverzierungen dazwischen sind. Und daraus entsteht ja ein ganz neues Ornament, ein neues Muster.
Ja, weil sie auch was zu erzählen hat, diese Vase, weil die halt schon was erlebt hat sozusagen. Die war schon mal, die hat schon, trägt schon eine Geschichte sozusagen. Und das finde ich auch generell, das mag ich auch sehr, dieses. Das ist mir zum Beispiel auch in Amerika gemacht, eine ganz kleine Anekdote. Ich bin da durch den Wald gegangen und die Bäume, die sind eigentlich alle, die sind schwarz gebrannt bis in zehn Meter Höhe, ungefähr fünf Meter vielleicht auch nur. Und man sieht sozusagen.
Jetzt kann diesen aktuellen brennen.
Das kannte ich nicht. Und ja, vom letzten Waldbrand offenbar oder von allen, die vorher waren. Und dann habe ich gehört, es gibt diese Bäume, die sind so gut angepasst, die halten das aus. Also die schaffen, Waldbrände auszuhalten, weil die irgendwas, irgendwelche Substanzen in ihren Rinden, ne? Die haben da einen chemischen, biologischen Prozess gefunden, aber man sieht es ihnen noch an.
Das sind dann halt schwarz.
Und ich mochte es so gerne, dass die was zu erzählen haben, dass sie diese Geschichte mit sich tragen.
Wahnsinn.
Das fand ich ganz, ganz toll.
Ja. Also du hast uns auch wahnsinnig viel erzählt und uns mitgenommen auf eine Reise. Das ist wirklich jetzt hier in unserem gemütlichen Dachstudio eine tolle Reise gewesen, auf die du uns mitgenommen hast. Und ich glaube, man kann sich ganz viel vorstellen und kann ja auch im Internet nachschauen, wie sieht es da wirklich aus auf dieser Pondfarm. Also ich könnte jetzt gerade auch da hinfahren. Ich weiß nicht, ob ich vier Wochen aushalten würde. Ich kenne genau das Gefühl. Ich war vor einem Jahr alleine ohne Familie in Rom ein paar Tage. Da ging es mir auch so. Und da muss ich mich auch erst mal so sortieren. Wer bin ich in der Welt und was will ich denn, wenn die anderen nicht da sind? Und auch wenn ich das denen nicht, klar, ich hätte anrufen können, es erzählen können, habe ich aber auch nicht gemacht. Und habe das alles so für mich gemacht und Notizen gemacht. Und diese innere, laute Stille, die man dann auf einmal hört, das macht wirklich viel mit einem. Aber vier Wochen finde ich schon. Und dann auch noch da im Wald und nachts. Da ist wahrscheinlich auch sehr dunkel. Da ist ja keine, ist ja nicht elektrifiziert.
Nee. Genau. Es ist richtig, ja, man ist nah dran an den Ursprüngen. Aber das ist auch toll. Das macht auch demütig. Ich habe schon ganz oft gedacht, wenn jeder Mensch auf der Welt jederzeit Zugang hätte zu so einem richtig vollen Sternenhimmel, dann würden viele Dinge anders laufen. Weil das macht die Dimensionen, das schärft so ein bisschen auch den Blick für die Verhältnisse und die Dimensionen und die Relationen von, also das macht sehr ehrfürchtig, finde ich, und auch ist toll.
Also ein Sternenhimmel ist auch wirklich ein Schauspiel, ist auch ein Kunstwerk.
Genau.
Wenn man mal wieder ganz im Norden oder ganz im Süden oder irgendwo ist und diese, das haben wir ja auch nicht so oft als Städterinnen sozusagen.
Absolut, absolut.
Also wir sind jetzt auf jeden Fall gespannt, was daraus wird und wann du dieses Säckchen aufknotest und da ganz viel rauslässt. Bestimmt kommt da ganz viel raus, das spürt man jetzt schon bei dem Gespräch. Hast du denn aktuell jetzt laufende Projekte, von denen du noch was erzählen kannst?
Das Projekt, was mich jetzt schon seit einem ganzen Jahr ganz stark und immer wieder beschäftigt und unglaublich viel Energie gibt, ist die Gruppe Stella Matko, die ich mit fünf Kolleginnen zusammen gegründet habe.
Ja, ganz frisch, ne?
Ganz frisch. Wir hatten dieses Jahr auch im August unsere erste gemeinsame Ausstellung hier in der Galerie Paul Scherzer.
Und das ist eine Künstlerinnengruppe.
Künstlerinnengruppe, genau.
Und damit geht es natürlich weiter. Also wir wollen wachsen und wir wollen mehr Sachen zusammen machen und das läuft die ganze Zeit und das ist sozusagen ein Herzensprojekt auf jeden Fall.
Wie habt ihr euch gegründet? Was ist eure Marke sozusagen?
Unsere Marke. Da haben wir lange darüber diskutiert, ja, was bringt uns zusammen, was verbindet uns? Abgesehen davon, dass wir halt alle irgendwie an der Burg Gebichenstein studiert haben und jetzt in Halle sozusagen unseren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt haben. Wobei wir alle in verschiedenen Klassen studiert haben, tatsächlich ganz interessant. Es ist am Ende, was uns, ist es vielleicht so eine Liebe für das Material und eine Hingabe an den Prozess. Wir arbeiten alle gerne mit langfristigen und sich wiederholenden Gesten und einer intensiven Auseinandersetzung mit Materialität. Ich glaube, das ist sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner vielleicht. Warum wir uns zusammengefunden haben, weil das Spaß macht, weil es Energie gibt und weil das auch da nicht nur das Resultat oder das Ergebnis oder wie dann die Ausstellungen, die auch natürlich eine Rolle spielen, aber es ist auch einfach dieser Austausch, der so wertvoll ist. Also wir, das ist so unglaublich empowernd, wenn wir uns, wir treffen uns ja regelmäßig in den Ateliers und sprechen über die Arbeiten und über das, was einen halt so beschäftigt sozusagen als freischaffende Künstlerin in Halle an der Saale. Das Teilen von Erfahrungen und auch supporten und dann, das ist ganz toll. Und da auch quasi die Kräfte zu bündeln und nicht in Konkurrenz zu gehen, sondern da irgendwie so sich da zu vertrauen. Das, es gibt ganz viel und es macht Spaß einfach.
Das ist sehr besonders und sehr wichtig, ja. Und sag mal, der Name Stella Matko, Stella heißt Stern?
Ja, also da kann man, da gibt es, glaube ich, ganz viele Assoziationsstränge, denen man dann nachgehen könnte. Der Prozess war ganz intensiv, diesen Namen zu finden und am Ende ist es trotzdem, es gibt jetzt nicht die eine logische Erklärung sozusagen, ne? Es ist leicht daneben. Das war dann genau das Richtige, aber wie wir eigentlich dahin gesprungen sind, das war Magie, keine Ahnung. Also ich war, es ist sozusagen jetzt keine Konsequenz oder kein, also, aber dieses Stellare, Stella und Matko hat was Erdiges, Mütterliches sozusagen. Also es, das spielt alles irgendwie eine Rolle, aber warum und genau, Himmel und Erde und die, die imaginierte Person, die Persona, die uns da, die in unserer Mitte ist und uns zusammenhält. Aber genau, also.
Wie viele Künstlerinnen seid ihr?
Sechs.
Und ihr trefft euch regelmäßig und wollt auch ausstellen zusammen, da wird also einiges kommen, ist noch relativ frisch.
Habt ihr, weil ich vor einem Jahr gegründet und auch von dir werden wir ganz viel bestimmt noch hören, hoffentlich auch über die Kunststiftung, aber auch über deine Seite, über Instagram werden wir alles verlinken. Und ich möchte dich aber gerne zum Abschluss noch fragen, du hast ja jetzt erzählt von deinen Reisen und hast uns da mitgenommen und auch jetzt von deinem Netzwerken mit den anderen Künstlerinnen, dass es sehr wichtig ist, sich zu supporten, zu unterstützen, zu verbinden. Und hast du nochmal so einen grundsätzlichen für kreative Menschen, einen Mutmachttipp, was machst du persönlich, wenn du an dem Punkt bist, wo du denkst, jetzt geht es gerade irgendwie nicht weiter oder so, wenn man so diesen Punkt hat, wo man denkt so, was mache ich jetzt, stehe ich hier im Wald in Kalifornien, warum eigentlich, was mache ich denn eigentlich hier? Was machst du dann?
Ich glaube, der Mut ist gleich Bewegung, weil das Gegenteil von Mut ist Angst und Angst hat oft was mit Erstarren zu tun, ja, also irgendwie in Bewegung kommen sozusagen und sei das ganz physisch, also raus, also im Wald, man geht einfach weiter sozusagen im besten Fall. Künstlerisch gibt es natürlich diese Momente, wo man denkt so, was mache ich eigentlich und warum? Was ist das? Und dann habe ich mir ja jetzt aber über die letzten Jahre eigentlich schon so ein System angeeignet, dass ich immer mehrere Dinge habe und wenn es an einer Stelle nicht weitergeht, dann lege ich das weg und dann mache ich an einem anderen Projekt weiter. Hauptsache, ich bleibe in Bewegung, also ich muss was machen sozusagen, am besten natürlich mit den Händen, also im dynamischen Prozess und dann geht es weiter und dann rüttelt das alles wieder zurecht und ich glaube, das ist halt einfach was machen, also in Bewegung kommen, loslegen, das ist glaube ich das, was immer hilft.
Ja, das ist interessant, was du sagst mit dem Mut, denn es gibt ja zum Beispiel auch dieses Konzept der Heldenreise, also sowohl bei den Schriftstellern, bei den Autoren als auch in der Psychologie, dass man da auch bei Coachings und so wird es verwendet und da ist es eben nicht so, dass Menschen denken, naja, der Held, ich bin ja kein Held, ist der Held immer der, der nur so eine glänzende Rüstung trägt, dass man eben eigentlich sagt, doch der Held, das ist der, der auch Angst hat, das ist sozusagen der arme Müllersbursche, der keine Schuhe an den Füßen hat und der trotzdem losgeht, um die Prinzessin zu retten und sich das traut und obwohl er Angst hat, also das ist eigentlich, der Held ist einer, der geht, der losgeht mit Angst und nicht der, der irgendeinen glorifizierten Mut hat oder einen vielleicht unrealistischen Mut vor sich her trägt.
Richtig, und ich glaube, das hört auch nie auf, gerade also im künstlerischen Prozess, egal wie oft man den jetzt schon durchlaufen hat und dass man irgendwie auch weiß, das kommt schon irgendwo hin, also die Phasen des Zweifels und des Nicht-Weiter-Wissens, also man muss da schon auch immer wieder durch so ein dunkles Tal, also ich weiß nicht, weißt du vielleicht auch vom Schreiben sozusagen, ne? Ich glaube auch nicht, dass es dann am Ende ein vollständiges Ergebnis sein würde, wenn man, man kann da keine Phase überspringen, auch nicht die unangenehmen und die gehören halt dazu, das stimmt, das ist eigentlich ein ganz guter und wichtiger Appell.
Weil du auch gesagt hast, diese Wege, die man geht, immer weiter gehen, Hauptsache man ist in Bewegung und geht, jetzt kann ich dich nicht gehen lassen, weil was die Hörerinnen nicht sehen, ist, dass du ein Buch mitgebracht hast von Robert Cross, den ich sehr verehre, der dieses schöne Gedicht gemacht hat, ich weiß nur noch aus dem Englisch-Leistungskurs, das heißt Two Roads Diverged in Yellow Wood, also zwei Wege gehen ab im gelben Wald, man kann nicht beide gehen.
Genau, das ist so der Klassiker von ihm, also in dem Gedicht ist es dann so, am Ende wird dann der Weg genommen, der am wenigsten begangen war, nicht der, den alle gegangen sind, sondern der, der halt nicht so offensichtlich der gute Weg war, sondern der, wo halt noch keiner, den noch keiner genommen hat und das, und dann heißt es irgendwie, und das hat den ganzen Unterschied gemacht.
Genau, genau.
Warum hast du den mitgebracht, den Robert Cross?
Ja, ist lustig, weil ich habe auch in den ersten Tagen auf Pondfarm, habe ich in den Büchern rumgeblättert und dann war ich total überrascht, dass in einem dieser Bücher über Margarete Friedländer war das Gedicht Nothing Gold Can Stay von Robert Frost abgedruckt, das kannte ich noch nicht, das habe ich dann gelesen und da geht es um die, so wie der Titel, das ist ganz kurz und es geht auch darum, dass in der Natur, das ist ja auch so, er schreibt ganz viel über Naturerfahrungen und sowas, dass das Schöne, dass, also Nothing Gold Can Stay ist, es bleibt nicht, es wird sich verändern, es ist trotzdem oder gerade deswegen so schön und das war, weil ich vorhin über diese Zeitsprünge gesprochen habe, das war wirklich ein, das hat mich total gepackt so, dass ich Robert Frost da in diesem Buch treffe, weil der auch ein ganz wichtiger Lyriker meiner Jugend sozusagen war. Und ich habe jetzt zu Hause, ich habe das Buch raus, ich wusste, ich habe dieses Buch noch irgendwo, ich habe bestimmt zehn Jahre nicht reingeguckt und jetzt habe ich das wieder rausgekramt und lese das halt wieder. Auch er ist in San Francisco geboren und das wusste ich gar nicht, ich hatte den in England verortet, ehrlich gesagt, er war auch kurz in England, aber genau, so ging es mir auch mit Ethel Adnan. Deswegen war das so eine wichtige Begegnung und ich habe dieses Nothing Gold Can Stay, das ist so ein bisschen, neben dem Driften wurde das so einer dieser Schlüsselsätze tatsächlich. Manchmal gibt es ja solche Phrasen, also solche Zellen, die man dann immer wieder bei gerade, na, als Textilerin habe ich.
Auf einmal passen die so auf alles. Auf einmal passen die auf alles und als Textilerin habe ich ja immer wieder auch so Arbeitsprozesse, die sind und das liebe ich auch, das macht mein Arbeiten eigentlich aus, also dass man erst mal so eine Art monotoner Handlungen immer und immer, immer wieder und sehr geduldig ausführt. Das hat so was Kontemplatives und das heilt dann so und das kommt dann immer wieder und dann kann man das in alle Richtungen denken und genau, Nothing Gold Can Stay, das war ganz eindrücklich und dann dachte ich heute, ich bringe es einfach mal mit. Schön, dass wir jetzt noch kurz drüber sprechen.
Ja, ich finde das ist ein ganz, ganz tolles Ende für unseren Podcast. Du hast uns so tolle Geschichten mitgebracht und jetzt auch noch ein Gedicht zum Ende und tolle Sätze, die hoffentlich auch jetzt rausgehen in die Welt und sich mit den Leuten verbinden, die heute zuhören und die da oder die dann später zuhören werden und ganz viel Verbundenheit scheint ja da auf dieser Pondfarm zu sein, über die Zeiten und Räume hinweg und ja, jetzt schicken wir einfach diese Folge, würde ich sagen, mal raus in die Welt.
Herzlichen Dank, liebe Katharina Gahlert. Ich danke fürs schöne Gespräch. Ich habe auch gedankt. Alles Gute.
Danke.
Tschüss.